Was wir von Afrika lernen können

Im Jahr 2018 war ich erstmals längere Zeit in Westafrika unterwegs. Und es ist keine Frage, die Unterschiede zur Heimat waren riesig, was insbesondere unseren Kindern aufgefallen ist, welche Europa erstmals verlassen hatten. Es beginnt bei der Infrastruktur wie den Strassen, welche oft in sehr schlechtem Zustand sind, so dass Reisen viel mehr Zeit benötigt. Und es geht weiter von der schwierigen Schul- und Arbeitssituation bis hin zur oft mangelhaften Gesundheitsversorgung. Entwicklungsbedarf an allen Enden. Ich hatte die Gelegenheit sowohl eines der ärmsten Länder als auch ein Schwellenland zu besuchen. Und auffällig war, dass innerhalb des riesigen Kontinents grosse Unterschiede herrschen. So oder so scheint es jedoch auf den ersten Blick, dass wir als Schweizer in Afrika vor allem geben und helfen können; was natürlich auch sehr oft der Fall ist und wir etliche Beispiele gesehen haben. Es gibt Wirtschaftsförderung, Bildungsprogramme, Gesundheitsprojekte und, und, und.

Nach unserer Familienreise haben wir aber rückblickend auch folgendes festgestellt: Auch wir wurden von Afrika reich beschenkt. Nicht nur von der eindrücklichen Natur- und Tierwelt, sondern insbesondere von der enormen Gastfreundschaft und Grosszügigkeit vieler Menschen, die wir teils erst vor Ort kennengelernt haben. Gleichzeitig inspirierte uns die grosse Kreativität und Innovation, die gerade dann am grössten ist, wenn die für uns selbstverständlich Alltagslösungen fehlen. Und schliesslich waren wir auch beeindruckt von der Genügsamkeit und Bescheidenheit vieler Afrikaner. Gerade in den ländlichen Gebieten haben wir alte Menschen getroffen, die zufrieden in einfachsten Verhältnissen leben; auch wenn die Grosskinder am Smartphone herumtippen und von Europa schwärmen. Afrika hat uns Demut gelehrt, weil wir gesehen haben, dass jeder gibt, und jeder empfängt.

Marc Jost