Der "Hype" tut gut

Mir sind viele kritische Stimmen begegnet. “Wieso wird teilweise während der Schulzeit fürs Klima gestreikt?” “Sind diese Jugendlichen überhaupt glaubwürdig, wenn sie unreflektiert technische Geräte und Energie konsumieren?” “Die anerkennen ja gar nicht, was wir in den letzten Jahrzehnten bereits getan haben.” Ich kann mit der meisten geäusserten Kritik nicht viel anfangen. Ich denke nämlich, die Klimaschutz-Bewegung tut uns allen gut. Und viele Kritiker sind vielleicht einfach zu bequem, sich wirklich zu verändern.

Auch ich meine, eine Demo fürs Klima ist viel glaubwürdiger, wenn sie in der Freizeit geschieht; dies war in der Schweiz übrigens bald der Fall. Aber es war vielleicht gerade nötig, dass der Start von einer Person an einem Schultag ausging. Wer weiss, ob die Bewegung sonst diese Aufmerksamkeit erhalten hätte. Und bezüglich Glaubwürdigkeit finde ich wichtig, dass Jugendlichen auch die Möglichkeit zur Entwicklung zugestanden wird. Ein Teenager mag sich noch kaum mit diesen Themen auseinandergesetzt haben und plötzlich nehmen ihn Kolleginnen mit an eine Demo.

Erst dort beginnt teilweise ein Nachdenken über das Thema insgesamt. Die Diskussionen im Unterricht werden plötzlich intensiver und leidenschaftlicher. In solchen Prozessen beginnt man sich auch selber zu hinterfragen – Jugendliche vielleicht noch eher als Erwachsene. Es werden neue Fragen gestellt: Wie ist mein Reiseverhalten? Wie heizen meine Eltern eigentlich daheim? Woher kommt mein Smartphone? Sollten wir unsere Abschlussreise im Flugzeug überdenken?

Gestehen wir Jugendlichen die Zeit für solche Prozesse zu! Und lassen wir uns vor allem selbst herausfordern! Hinterfragen wir unseren Lebensstil! Es tut uns Älteren gut, wenn wir von Menschen hinterfragt werden, die noch 40 oder 60 Jahre länger auf diesem Globus leben werden als wir. Wir erkennen dann wahrscheinlich die Dringlichkeit der Veränderungen eher und setzen uns vehementer für echte Nachhaltigkeit ein.