Kirk, Gaza und Mitgefühl

Als ich vom Tod von Charlie Kirk hörte, war ich erschüttert. Die Empörung und das Mitgefühl in den sozialen Medien waren verständlich – viele evangelikale Christen sahen in ihm einen der ihren und trauerten, – obwohl manche seiner rassistischen Rhetoriken mit einem christlichen Glaubensbekenntnis nicht vereinbar sind. Doch eine Frage lässt mich nicht los: Wo war diese Empörung, als vor drei Monaten eine demokratische Abgeordnete und ihr Mann in Minnesota mutmasslich von einem evangelikalen Christen erschossen wurden? Warum blieb unsere Gemeinschaft so still? Warum sahen wir die Opfer nicht als Ebenbilder Gottes, die dieselbe Sicherheit verdienen wie wir? Warum reflektieren wir nicht selbstkritisch, wie Menschen aus unseren Kirchen zu solchen Taten fähig sind?

Diese Stille ist mehr als ein Mangel an Empathie – sie offenbart ein tieferes Problem. Unser Mitgefühl scheint oft an Parteigrenzen, ideologischen Gräben oder Kirchenmauern zu enden. Wir trauern, wenn es „unsere“ trifft, und schweigen, wenn die Opfer nicht in unser Weltbild passen.

Diese Doppelmoral zeigt sich auch im Nahostkonflikt. Viele von uns empfinden tiefes Mitgefühl für israelische Geiseln und Terroropfer, weil wir uns mit dem jüdischen Volk verbunden fühlen. Aber wie viele trauern auch über die Tausenden Toten in Gaza und der Westbank – darunter unzählige Kinder?

Jesus fordert uns auf, unsere Nächsten zu lieben wie uns selbst – nicht nur jene, die uns ähnlich sind. Er durchbrach Mauern der Feindschaft und Vorurteile. Als Christen sind wir berufen, ihm darin zu folgen.

Empörung darf keine Waffe der Abgrenzung sein, sondern ein Werkzeug, um Mauern einzureissen und Brücken der Versöhnung zu bauen. Dann sind wir wirklich „Licht der Welt“ und „Salz der Erde“.

Marc Jost